Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln: Mehr als nur ein „Nice to have“

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September 20, 2022Von Marcel Koks

Noch vor wenigen Generationen ernteten die meisten Menschen Gemüse in ihrem Garten und kauften Fleisch beim örtlichen Bauernhof. Lebensmittel konnten somit einfach und direkt zurückverfolgt werden. Vertrauen in die eigene Lebensmittelversorgung war selbstverständlich. Komplexer werdende Lieferketten in diesem Bereich und die einfache Verfügbarkeit von Zutaten und Fertiggerichten haben dazu geführt, dass Produktinformationen und Sicherheitsvorschriften in der Lebensmittelproduktion heute eine größere Rolle spielen.

In den letzten zehn Jahren gab es zahllose Initiativen zur Einführung gesünderer Massenprodukte, zum Beispiel zuckerfreie Getränke oder Fertiggerichte mit weniger Salz. In vielen Ländern haben Regulierungsbehörden Gesetze erlassen, um Änderungen dieser Art durchzusetzen. Die FDA, die EU und nationale Gesetzgeber setzen sich ein für mehr Transparenz bei der Produktkennzeichnung, vor allem in Bezug auf Portionsgrößen, Energiegehalt, die empfohlene Tagesdosis oder Zuckerzusätze.

Verbraucher: hungrig nach mehr Informationen

Früher war es einfach, die zur Produktkennzeichnung erforderlichen Angaben zu erstellen. Zulieferer stellten ihre Spezifikationen bereit und Lebensmittelverarbeiter berechneten dann die Nährwerte und listeten die Allergene auf, die auf der Produktverpackung stehen mussten. So lange sich am Zulieferer nichts änderte, war das alles andere als kompliziert.

Heute ist das Thema Produktkennzeichnung weitaus komplexer. Verbraucher möchten beim Familieneinkauf nicht nur besser über die Herkunft und die Inhaltsstoffe ihrer Lebensmittel informiert werden, sondern auch darüber, wie diese produziert wurden. Aus welchem Land kommt ein Produkt? Von welchem Bauernhof kommt es? Wie werden die Tiere behandelt? Werden im Betrieb Pestizide und Antibiotika eingesetzt? Wie nachhaltig ist die Produktion?

Frau kontrolliert Einkäufe

In einem aktuellen Bericht von NielsenIQ und der Food Industry Association (FMI) heißt es: „Die meisten Käufer halten Transparenz für sehr wichtig oder wichtig (72 %) – wobei Transparenz definiert ist als die Bereitstellung detaillierter Informationen, z. B. darüber, was in ihrem Lebensmittel enthalten ist und wie es hergestellt wurde.“ Darüber hinaus „wünschen sich fast 69 % der Käufer mehr Informationen über die Produkte, die sie kaufen, um zu verstehen, wie sie zu einem besseren Planeten beitragen können.“

Initiativen für mehr Lebensmitteltransparenz

Nicht alle Verbraucher sind bereit oder können es sich leisten, einen Preisaufschlag für Lebensmittel mit transparenter Herkunft zu zahlen. Mit der zunehmenden Bedeutung des ökologischen Fußabdrucks wächst jedoch auch die Zahl der Verbraucher, Einzelhändler und Behörden, die mehr Transparenz fordern.

Eine Initiative, die Verbrauchern unkompliziert und umgehend Zugang zu detaillierten Informationen über Tausende von Produkten ermöglicht, ist die SmartLabel®-Initiative. Per QR-Code gelangt man zu einer Website mit Informationen zu Nährwerten, Inhaltsstoffen, Allergenen, externen Zertifizierungen, Programmen zur Einhaltung sozialer Standards, Anwendungshinweisen, Empfehlungen und Hinweisen zur sicheren Handhabung. Für die Zukunft ist durchaus vorstellbar, dass die Informationstiefe noch erweitert wird, etwa durch Angaben zur Herkunft der einzelnen Inhaltsstoffe oder dazu, wie alt ein Inhaltsstoff war, als er verwendet wurde. Denkbar sind eine ganze Reihe zusätzlicher Informationen, die niemals auf ein Etikett passen würden.

Ein sehr gutes Beispiel für diese Initiative ist der weltgrößte Produzent von Atlantiklachs-Produkten, der dem Verbraucher die Herkunft des Fisches und Einzelheiten zur Aufzucht anzeigt. Durch das Scannen eines QR-Codes auf der Lachspackung können Endverbraucher die ganze Geschichte erfahren, von der Aquakulturfarm bis zur Verpackung. Bei optisch ähnlichen Lebensmittelprodukten ist dies oft der einzige Weg, um sich von der Konkurrenz abzusetzen und die eigene Marke zu stärken.

Menschen bei der Arbeit in einer Fischfabrik

Die Vorteile der Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln

Rückverfolgbarkeit erfüllt den Wunsch der Verbraucher nach Informationen zur Produktherkunft, aber darüber hinaus kann sie Lebensmittel- und Getränkeherstellern dabei helfen, schnell zu handeln, wenn es doch einmal unglücklicherweise zu einem Produktrückruf kommt. Eine der größten Rückrufaktionen für Lebensmittel des Jahres 2021 in Nordamerika führte dazu, dass aufgrund einer potenziellen Verunreinigung mit Listerien über 3,8 Millionen Kilogramm Hähnchenfleischprodukte zurückgerufen werden mussten. Für eine zügige Bewältigung ist es entscheidend, den Kreis der möglicherweise betroffenen Verbraucher schnell identifizieren zu können.

Bei einem solchen Unglücksfall müssen Lebensmittel- und Getränkehersteller in der Lage sein, zurückgerufene Produkte verfolgen zu können – von den Rohstoffproduzenten und Transportunternehmen bis hin zu den einzelnen Produktionsanlagen und Chargen. Nur so lässt sich schnell ermitteln, welche Einzelhandelspartner und Verbrauchermärkte betroffen sind. Eine grafisch basierte Track-and-Trace-Lösung kann Daten so visualisieren, dass sich Informationen viel einfacher erfassen und abrufen lassen. Eine grafische Oberfläche erleichtert auch die Beurteilung, ob Prozesse und Verfahren für bestimmte Chargen oder Produkte eingehalten werden.

Richtig umgesetzt kann Rückverfolgbarkeit als Wettbewerbsvorteil mit der Möglichkeit zur Erschließung neuer Märkte genutzt werden. Sichere und verantwortungsvolle Beschaffungsmuster für Inhaltsstoffe und Rohstoffe lassen sich so besser belegen. Rückverfolgbarkeit kann auch im Rahmen der Initiativen eines Unternehmens für soziale Verantwortung genutzt werden, um Transparenz und Vertrauen aufzubauen.

Software für Lebensmittelsicherheit

Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette sollte Teil der übergeordneten Initiative für Lebensmittelsicherheit sein und nicht als Einzelziel verfolgt werden. Dadurch stehen die Chancen gut, dass ein Unternehmen nicht nur Fortschritte bei der Rückverfolgbarkeit macht, sondern es belegt auch, dass es die Rückverfolgbarkeit von Chargen als festen Bestandteil der Lebensmittelsicherheit betrachtet.

Während die meisten Verbraucher heute davon ausgehen, dass Lebensmittel- und Getränkehersteller ihnen wesentliche Informationen an die Hand geben, kann die richtige Technologie dabei helfen, Abfall zu vermeiden und Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten. Dies trägt auch zu einer positiveren Wahrnehmung der Marke und zur Kundenloyalität bei – beides wichtige Bausteine für Unternehmenswachstum und Nachhaltigkeitsinitiativen.

Mitarbeiter an einem Tablet mit Software zur Rückverfolgung von Lebensmitteln

Um Lebensmittelsicherheit, Transparenz und Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten, müssen Lebensmittel- und Getränkehersteller mit ihren Verfolgungs- und Rückverfolgungskapazitäten über das eigene Werksgelände hinausgehen und die Kontrolle ausweiten – in der vorgelagerten Lieferkette bis zu den Landwirten und in der nachgelagerten bis zu den Verbrauchern. Dies kann eine schwierige Aufgabe sein, da viele Lebensmittel- und Getränkeunternehmen auf Produktionsbetriebe und andere Teile der Lieferkette angewiesen sind, die Zulieferern oder Handelspartnern gehören – und diese Partner wiederum beziehen ihrerseits Produkte von verschiedenen anderen Zulieferern. Die damit einhergehende komplexe, vielschichtige Struktur macht es schwer, Transparenz sicherzustellen.

Voraussetzung für die Verknüpfung der Lieferkette vom Erzeuger bis zum Verbraucher ist eine digitale Plattform für effizienten Datenaustausch, Compliance und Lieferkettentransparenz. Mit diesen Informationen können Lebensmittelproduzenten ihre Lieferkette und Produktion besser steuern, indem sie zum Beispiel die Verarbeitung im Werk mit Mengen, Qualitäten und dem Zeitpunkt der Ernte synchronisieren.

Erfahren Sie mehr darüber, wie Infor mit ERP-Software für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie die Rückverfolgbarkeit vom Erzeuger zum Verbraucher realisiert.

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